Fünf Jahre ist es jetzt her, dass Björn Kopplin, geboren im Januar 1989 in Berlin, bei der U20-Weltmeisterschaft in Ägypten über die linke Abwehrseite Antreiber des Spiels der DFB-Auswahl war. Obwohl die Deutsche Mannschaft damals im Viertelfinale knapp in der Verlängerung an Brasilien scheiterte, blieb mir dieses Nachwuchsturnier wie kein vergleichbarer Wettbewerb vorher oder danach in Erinnerung. Insbesondere auch wegen dem blonden Jungen auf der linken Abwehrseite: Björn Kopplin.
Kopplin spielte damals in der Zweiten Mannschaft des FC Bayern. Nach dem Turnier urteilte ich:
Besonders Kopplin könnte in dieser Form schon bald ein ernsthafter Ergänzungsspieler werden, was in absehbarer Zeit auch das Außenverteidigerproblem der Bayern lösen könnte.
Letztendlich kam es anders: Die Lücke, als Philipp Lahm von der linken auf die rechte Abwehrseite verschoben wurde, wurde bei Bayern durch verschiedene Spieler geschlossen. Massimo Oddo, Edson Braafheid, Diego Contento, David Alaba. Nur ein Name taucht in dieser Liste nie auf: Björn Kopplin. Er brachte es nie auf ein Bundesligaspiel für den FC Bayern – mehr noch: Absolvierte noch keine einzige Partie in der höchsten Spielklasse. Wie kam es dazu? Natürlich waren im Nachgang mit einigen Jahren Abstand betrachtet meine Vorschusslorbeeren für Kopplin etwas überzogen, doch dass er ein guter Bundesligaspieler werden könnte, dessen war ich mir schon sicher.
Nach besagter U20-Weltmeisterschaft spielte Björn Kopplin noch ein Jahr im Unterbau des FC Bayern. Da war aber schon nicht mehr sein Mentor Hermann Gerland der Trainer, sondern Mehmet Scholl. 2010 schließlich ging Kopplin – übrigens auf Vermittlung von Gerland – zum VfL Bochum. Dort testete er nicht nur erfolgreich Currywürste, sondern spielte auch zwei anständige Saisons. In seiner ersten Spielzeit mit dem VfL ging es sogar bis in die Aufstiegsrelegation gegen Mönchengladbach. Doch Kopplin handelte sich im Hinspiel seine fünte Gelbe ein, fehlte dann im Rückspiel gesperrt. Bochum blieb (sicher nicht wegen Kopplin) zweitklassig, plänkelte im Jahr darauf im Mittelfeld vor sich hin. Aber Kopplin war Stammspieler, allerdings auf der Position des Rechtsverteidigers.
Björn Kopplin war nun etabliert, immerhin in der Zweiten Bundesliga. Und so klang es schon etwas romantisch, als im Sommer 2012 sein Wechsel zu Union Berlin erfolgte. Die Köpenicker waren bereits in den ersten neun Fußballerjahren Kopplins Heimat, eher er im Alter von 15 nach München wechselte. Der Start in seiner Geburtsstadt war aber sicher nicht optimal: Kopplin verpasste zunächst mit einer Schambeinentzündung, kurz darauf mit einem Nasenbeinbruch das komplette erste Halbjahr. Es folgten zwar noch elf Einsätze in der Rückrunde, doch in der Saison 2013/2014, die eigentlich dann seine hätte werden sollen, kam er nicht an Marc Pfertzel vorbei. Kurioserweise jener Spieler, den er einst in Bochum verdrängte. Sieben Partien stehen in seiner Statistik der abgelaufenen Spielzeit, fünf weitere Spiele in der Zweiten Mannschaft, die in der Regionalliga Nordost kickt. Und die Perspektiven sind nicht besser: Obwohl Marc Pfertzel die Eisernen im Sommer verlässt, hat Union mit dem Österreichischen Nationalspieler Christopher Trimmel bereits einen neuen Konkurrenten verpflichtet.
Die Gründe für den ausgebliebenen endgültigen Durchbruch von Björn Kopplin sind vielschichtig. Da waren zum einen die wohl zu hohen Erwartungen. Vielleicht aber auch seine Versetzung auf die rechte Abwehrseite – denn auf Links wäre die Konkurrenz, egal in welchem Verein, wohl heute nicht so groß. Seine Vorstöße von der linken Flanke waren beim Nachwuchsturnier 2009 eine echte Waffe, in seinen Vereinen trat Kopplin aber nicht als besonders offensiv in Erscheinung. Doch auch eine gewisse Unruhe und Schludrigkeit waren Gründe, weshalb die Karriere nicht den erhofften Verlauf nahm. In einem Beitrag der Berliner Zeitung vom letzten Dezember berichtet sein Jugendtrainer Hermann Gerland: „Er war sehr schnell und laufstark, hatte allerdings wenig Ruhe am Ball“. Dass er sich in der letzten Saison nicht durchsetzen konnte, lag wohl auch an einer mangelnden Einstellung in der Vorbereitung. Kopplin gibt zu: „Ich war vom Fitnesszustand nicht so weit, dass ich jedes Training gut absolvieren konnte“.
Bis 2015 läuft der Vertrag von Kopplin bei seinem Heimatklub noch. Die Perspektiven sind wie beschrieben durch die Verpflichtung eines prominenten Konkurrenten nicht besser geworden. Doch man kann Björn Kopplin nur wünschen, dass er den Kampf wenigstens annimmt und sich an den Rat seines Ex-Trainers Gerland hält: „Er soll ein bisschen Gas geben“.